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Wie bildet malreden Freiwillige aus?

Andrea Waldegg-Schürch erzählt im Interview mit Nathalie Stöckli von minestrone pr & Kommunikation über ihre Erfahrungen als malreden-Ausbildnerin.

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„Bei malreden verbindet uns alle eine zentrale Eigenschaft: Die Neugierde und Empathie für andere Menschen – für ihr Leben, ihren Alltag und ihre Geschichten.“

Rund 40 freiwillige Mitarbeitende führen die Gespräche am Telefon bei malreden. Auf die Aufgabe als freiwillige Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner bereitet sie Andrea Waldegg-Schürch vor. Die Physiotherapeutin und malreden-Ausbildnerin ist mit viel Herzblut dabei. Warum und wie sie das tut, verrät sie im Interview.

Frau Waldegg-Schürch, was ist Ihre persönliche Motivation als Ausbildungsverantwortliche?
Ich unterrichte wahnsinnig gerne. Bei malreden stimmt einfach alles. Ich kann voll hinter dem Projekt stehen und darf top motivierten Menschen mein Wissen weitergeben. Die Gruppe der Freiwilligen ist bunt durchmischt – einige haben schon viel Erfahrung auf dem Gebiet, andere steigen quer ein. Das macht es sehr spannend und gibt mir viel zurück.

Was war bisher der schönste Moment?
Es ist sehr schön von Anfang an bei einem Projekt dabei zu sein und zu sehen, wie es Fahrt aufnimmt. Klar ist das auch mit Herausforderungen verbunden – ich musste ab und zu meine Komfortzone verlassen und mich überwinden. Aber genau dadurch habe ich einiges dazu gelernt. Mein ganz persönliches Highlight ist, wenn ich sehe, wie sich freiwillig Engagierte weiterentwickeln, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können und Freude an der Aufgabe haben.

Was sind beispielsweise schwierige Situationen?
Ganz generell darf nicht unterschätzt werden, dass man sich nicht sieht – Gestik und Mimik fehlen am Telefon komplett. Dafür nimmt man andere Sachen wahr. Wenn man sich nicht sieht, hat man vielleicht auch weniger Vorurteile einander gegenüber, sondern orientiert sich allein an der Stimme. Hingegen sind stille Momente oder Situationen, in denen jemand weint, einfacher wenn man sich sieht. Zudem gibt es gewisse Lebensgeschichten oder Umstände, die einem als Zuhörerin oder Zuhörer emotional nahe gehen. Damit umzugehen ist nicht immer einfach.

Welche Eigenschaften sollten freiwillige Mitarbeitende mitbringen?
Bei malreden verbindet uns alle eine zentrale Eigenschaft: Die Neugierde und Empathie für andere Menschen – für ihr Leben, ihren Alltag und ihre Geschichten. Dabei braucht es viel Verständnis und Einfühlungsvermögen. Man sollte deshalb viel Geduld mitbringen und gut zuhören können. Gerade am Telefon, wo man einander nicht sieht, braucht es ein besonderes Feingefühl. Ebenso wichtig ist aber auch, die Selbstfürsorge nicht zu vergessen und sich abgrenzen zu können.

Sind diese Punkte auch Teil der Ausbildung?
Neugier, Interesse und Einsatzbereitschaft bringen alle schon mit. Durch diese Offenheit, fällt allerdings die Abgrenzung oft nicht ganz leicht. Das ist aber erlernbar. Schliesslich muss man sich im Beruf manchmal auch abgrenzen können. Wer diesen Selbstschutz nicht lernt, kann sich auf Dauer allenfalls hilflos fühlen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Freiwilligen stets ihrer Aufgabe bewusst sind. Heisst: Dass sie schwierige Situationen nicht direkt lösen können, sondern durch ihr Zuhören bereits eine wichtige und wertvolle Hilfe leisten.

Was bringen Sie den Freiwilligen sonst noch bei? 
Wir schauen praktische Kommunikationswerkzeuge an, beschäftigen uns mit Ansätzen aus der Theorie sowie mit aktivem Zuhören und spielen mögliche Szenarien durch. Ebenso üben wir, wie man in schwierigen Situationen reagieren kann.

Wie werden freiwillige Mitarbeitende geschult und unterstützt?
Interessierte laden wir zuerst zu einem Kennenlerngespräch ein. Entscheidet sich die Person für das Engagement, absolviert sie danach einen zweitägigen Gruppenkurs. Dabei wird auch die Technik geübt – beispielsweise das Einloggen. Nach der Schulung kann es eigentlich schon losgehen, wobei wir die Mitarbeitenden mit einem Support nach Bedarf unterstützen und in Kleingruppen Supervisionen durchführen. Zudem findet zwei Mal im Monat ein Teamaustausch statt sowie sporadisch auch fachliche Weiterbildungen.

Was wünschen Sie malreden für die Zukunft?
Ich wünsche allen ganz viele erfüllende Gespräche und danke ganz herzlich für das Engagement des kompletten Teams – ihr seid einfach grossartig.

Foto: Andrea Waldegg-Schürch
Text: Nathalie Stöckli (minestrone pr & kommunikation)

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